Eine Erfolgsgeschichte
Sie befördert jährlich rund 2 Millionen Fahrgäste, hat eine Streckenlänge von 130 Kilometern und hält an 30 Stationen – davon 3 Fernbahnhöfen: Die S-Bahn Magdeburg, betrieben durch DB Regio Südost, besteht als einziges deutsches S-Bahn-System aus nur einer Linie und ist damit etwas ganz Besonderes. 2024 feiert sie ihren 50. Geburtstag.
1974 in Betrieb genommen umfasste sie zunächst 38,6 Kilometer und hatte 14 Haltepunkte. Heute ist die Linie S1 der S-Bahn Magdeburg täglich im engen Takt zwischen Schönebeck-Salzelmen und Wittenberge unterwegs. Ihre Jahresleistung von 1,75 Millionen Kilometern entspricht ca. 44 Erdumrundungen. Als Teil des sogenannten „Altmärker Y“ steht die S-Bahn Magdeburg für schnelle und zuverlässige Verbindung im Nahverkehr und ist aus der Region nicht mehr wegzudenken.
Wir danken allen Mitarbeitenden, die mit ihrem Einsatz und ihrer Hingabe diese Erfolgsgeschichte möglich gemacht haben. Ein ebenso herzliches Dankeschön geht an unsere treuen Fahrgäste, die uns über die Jahre begleitet haben und deren Vertrauen uns täglich anspornt, unser Bestes zu geben. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zukunft!
Meilensteine aus 50 Jahren S-Bahn Magdeburg
Vorgeschichte bis 1974
Ende des 19. Jahrhunderts wuchsen die Bevölkerungszahlen in den Städten rasant. Immer mehr Menschen zogen in Vororte. Um die Region schnell mit der Stadt zu verbinden, sollten die vorhandenen Gleise des Güter- und Fernverkehrs künftig für den Personennahverkehr genutzt werden.
In Berlin nahm bereits 1871 die Ringbahn ihren Betrieb auf, die Stadtbahn folgte 1872. Erst im Jahr 1930 entstand der Name „S-Bahn“, der vermutlich für „Stadtschnellbahn“ steht.
In Magdeburg zeichnete sich in den 1960er-Jahren ab, dass mit dem Entstehen neuer Großbetriebe in Zielitz, Magdeburg-Rothensee und in Schönebeck die Straßenbahnen und Busse für die wachsende Fahrgastzahl nicht ausreichten – ein S-Bahn-Konzept musste her, das 1969 in die Umsetzung startete.
91 Kilometer Gleisanlagen
Mit dem Bau der S-Bahn wurde 1969 begonnen. Um eine Eröffnung Ende September 1974 zu realisieren, musste nahezu an allen Abschnitten der künftigen S-Bahn-Strecke zeitgleich gebaut werden. Der laufende Zugverkehr durfte dabei nur möglichst gering eingeschränkt werden. Ende September 1974 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Insgesamt wurden 24,5 Kilometer Streckenlänge und 91,5 Kilometer Gleisanlagen auf Bahnhöfen und Haltepunkten mit neuen Oberleitungen für den elektrischen Zugbetrieb versehen. Fünf Signalbrücken wurden neu gebaut und der Zugbetrieb auf das Lichtsignalsystem umgestellt.
Im Bahnhof Wolmirstedt wurden drei Bahnsteige elektrifiziert und am Bahnübergang Gartenstraße wurde Ende 1973 ein Fußgängertunnel eröffnet. In Schönebeck mussten die Gleisanlagen modernisiert und die Bahnsteige umgebaut werden. Südlich des Bahnhofs Schönebeck wurden Weichen eingesetzt, die die Voraussetzungen schafften, den Fern- und S-Bahn-Verkehr auf diesem Abschnitt zu trennen. Zwischen Magdeburg-Südost und Schönebeck konnte man danach bis zu 120km/h fahren.
Am 29. September ging's los
Am 29. September 1974 nahm die S-Bahn Magdeburg ihren Betrieb auf. Ab sofort verkehrten die Züge von Schönebeck–Bad Salzelmen über Magdeburg bis nach Zielitz.
Im Tagesfahrplan fuhren die S-Bahnen ca. halbstündlich – eine feste Taktung wurde erst in den 90er-Jahren eingeführt. Am Magdeburger Hauptbahnhof war das Gleis 1 eigens für den S-Bahn-Verkehr reserviert. Eigene Fahrzeuge gab es für die S-Bahn Magdeburg jahrzehntelang nicht. Auf den elektrisch betriebenen Strecken fuhren Doppelstockzüge sowie einfache Züge verschiedener Bauarten. Zur Eröffnung standen 31 Leitungswagen und 11 Steuerwagen zur Verfügung. Alle Züge wurden im ersten Fahrplanabschnitt als Vierwagenzüge gefahren.
38,6 Kilometer und 14 Haltepunkte
Im Jahr 1974 umfasste die S-Bahn Linie A 38,6 Kilometer und 14 Haltepunkte. Um zu weiter entfernten Zielen zu reisen, konnten viele Fahrgäste in Magdeburg in Fernverkehrszüge umsteigen. Von Schönebeck-Bad Salzelmen aus erreichte man Zielitz damals in etwa 50 Minuten. Heute bedient die S-Bahn 30 Haltepunkte zwischen Schönebeck-Salzelmen und Wittenberge.
Papp-Fahrscheine, erst im Vorverkauf, später am Automaten
Am 29. September 1974 trat der offizielle S-Bahn-Tarif in Kraft. Die Papp-Fahrscheine mussten die Fahrgäste im Vorverkauf erwerben und mittels Locher entwerten. Für jeden Haltepunkt gab es ein eigenes Buchstabensymbol. Fahrgäste konnten Tickets in vier Preisstufen kaufen, mit Fahrpreisen von 20 Pfennig bis 1,50 Mark für Erwachsene und Kinder ab dem 5. Lebensjahr. Ab 1980 kamen neue Entwerter mit Stempeldrucker zum Einsatz. Die fünfstellige Zahl stand für eine Zahlenkombination aus Haltepunktnummer und laufendem Kalendertag. Die ersten Fahrscheinautomaten wurden eingeführt, bei denen passend gezahlt werden musste. Heute können Fahrgäste ganz digital per Handyticket reisen.
Von Doppelstockwagen und dem "Roten Teufel"
Die Wagen der S-Bahn haben sich im Lauf der Jahre äußerlich wie auch innerlich verändert und weiterentwickelt. Nach wenigen Monaten war das Fahrgastaufkommen besonders im Berufsverkehr so groß, dass ab dem Fahrplanwechsel im Juni 1975 die S-Bahn von einem Vier- auf einen Fünfwagenzug umgestellt wurde. Dazu wurde unter anderem aus Halberstadt ein vierteiliger Doppelstockwagen vorrübergehend für die S-Bahn Magdeburg ausgeliehen.
In Hennigsdorf wurde für die S-Bahn ein Musterfahrzeug als Baureihe „280“ entwickelt. Geplant war dabei einen vierteiligen Triebzug als kleinste Einheit zu fahren. Im Juni 1975 begannen die Vorbereitungen für den Testbetrieb. Anfang Juli kam das erste Fahrzeug in Magdeburg an und begann am 8. Juli den Probebetrieb im S-Bahn Fahrplan. Nach einer Testphase von rund einem Monat ging das Fahrzeug ab 2. August unter dem Spitznamen „roter Teufel“ in den Regelbetrieb. Für die Fahrgäste nahmen der Komfort der Sitze sowie der verfügbare Platz durch mehr Mitteleinstiegswagen ab 1977 weiter zu.
Modernisierung nach der Wende
Mit der Wiedervereinigung änderte sich der Fahrplan wenig. Seit 1993 wird die Linie als S1 geführt. Bei den Fahrzeugen gab es wesentliche Neuerungen: Die Mitteleinstiegswagen wurden von den Doppelstockwagen abgelöst und der Fahrgastkomfort verbesserte sich stetig. Seit Mitte der 1990er-Jahre wurden die bestehenden Doppelstockwagen durch die neue Generation abgelöst. Im Laufe der Jahre wurden Sitze ergonomischer und es wurden erhöhte Kindersitze ergänzt. Zusätzlich wurden behindertengerechte Toiletten eingebaut. Klimaanlagen und stabilere Gepäckfächer erhöhten den Reisekomfort.
Mehrteilige Triebzüge erleichtern Ein- und Ausstieg
Die Nachfolger der Doppelstockwagen sind seit 2000 im Einsatz. Seitdem prägen die Elektrotriebwagen der Baureihe ET 425 das Bild der S-Bahn. Die Wagen sind mehrteilige Triebzüge, die durch viele Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten einer S-Bahn gerecht werden. Sie fahren nun im Mischbetrieb und bedienen als RB zusätzlich die Strecke bis Wittenberge. International gehörte die S-Bahn mit einer mittleren Reisegeschwindigkeit von 46,1 km/h damals zu einer der schnellsten.
Im Rahmen des Verkehrsvertrags „E-Netz Sachsen-Anhalt Nord“ wurde vereinbart, die zwölf in Magdeburg beheimateten Fahrzeuge komplett modernisieren zu lassen. Es wurden u.a. fünf Kilometer Kabel, 1.000 energiesparende LEDs, 80 Steckdosen, Repeater für verbesserten Mobilfunkempfang und Fahrradstangen verbaut.
Vom 9.12.2007 bis zum 13.12.2014 wurde die S1 bis auf wenige Züge nur noch von Montag bis Freitag betrieben, am Wochenende hielt an den Stationen die Regionalbahn.
Mit der Gründung des Magdeburger Regionalverkehrsbunds (marego) im Jahr 2010 wurde ein einheitlicher Verkehrsbund eingeführt – ab sofort gilt für alle Verkehrsunternehmen im Verbund ein Tarif.
Strecken weit über das Magdeburger Stadtgebiet hinaus
Da die S-Bahn-Strecke weit über die Magdeburger Stadtgrenzen hinausgeht, fuhren die Züge seit April 2014 unter dem neuen Namen „S-Bahn Mittelelbe“. Mit der Namensänderung wurde auch der Umbau aller zwölf modernisierten S-Bahn-Fahrzeuge vollendet.
Am 14. Dezember 2014 wurde die Regionalbahn zwischen Wittenberge und Stendal in die S1 integriert.
Sommer 2022 mit dem 9-Euro-Ticket
Die Covid-Pandemie war auch für die S-Bahn Magdeburg prägend: Während die Welt stillstand, fuhren die Züge dennoch – wenn auch in reduziertem Umfang – weiter. In dieser schwierigen Phase hat die S-Bahn die Menschen weiterhin auf ihrem Arbeitsweg begleitet und ihnen die Möglichkeit geboten, aus den Städten in die freie Natur zu fahren, um dort mit Abstand eine Auszeit zu genießen.
Nach dieser Zwangspause verspürten die Menschen einen noch stärkeren Drang zu reisen. Vom 1. Juni bis 31. August 2022 kam das 9-Euro-Ticket zur genau richtigen Zeit und legte den Grundstein für das Deutschland-Ticket im Mai 2023.